Kromfohrländerzucht

 

 

Der Hund hatte die Zuchtzulassung, die Zuchtstätte einen Namen. Ich besorgte mir eine halbe Bibliothek über Hundezucht und jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Rüden. Ich wollte von Anfang an alles richtig machen und dank Petra, die mir unglaublich viel über die Kromfohrländerzucht beigebracht und mich toll unterstützt und beraten hat, kam im Februar 2005 der allererste Kromfohrländerwurf Österreichs zur Welt. Im Sinne der österreichischen Kynologie ein historischer Moment, der mich dazu bewogen hat, die einzige Hündin aus diesem Wurf “Austria” zu nennen. Was sein muss, muss sein. Interessanterweise wohnte der damals auserwählte Rüde ausgerechnet in Siegen, dem Entstehungsort der Kromfohrländer, und so wurde dieser erste österreichische Kromiwurf am Ursprungsort dieser Rasse “gebastelt”. Wenn man da keine Gänsehaut kriegt vor lauter geschichtsträchtiger Ehrfurcht…

Es hat mir trotz der vielen Arbeit enorm viel Spaß gemacht, die Welpen aufzuziehen. Es ist unbeschreiblich schön, zu beobachten, wie aus  hilflosen kleinen Würmern lebhafte, herumtollende Hundebabys werden. Und es ist eine unglaubliche Bereicherung und Befriedigung, ihnen den bestmöglichen Start in ein glückliches Hundeleben zu ermöglichen. Also sollte es nicht bei diesem einen Wurf bleiben.

Eine zweite Hündin zog bei uns ein, unsere Hummel, und bis 2010 gab es jedes Jahr einen Wurf. Da es in Österreich keinen Verein für Kromfohrländer gibt und ich ganz auf mich allein gestellt war, begann ich, mit dem deutschen Rassezuchtverein zusammenzuarbeiten. Dieser hatte bereits seit Jahren ein richtungsweisendes Zuchtlenkungsprogramm, von dem sich viele andere Rasseclubs eine ordentliche Scheibe abschneiden könnten. Die gesamte Kromfohrländerpopulation ist lückenlos aufgeführt und man hat eine einzigartige Übersicht über gemeldete Krankheitsfälle.

Ich lernte ständig dazu und je mehr sich mein Horizont über Vererbung und Zucht erweiterte, desto verzweifelter wurde ich. Da die ganze Kromfohrländerpopulation aus 3 Hunden entstanden ist, muss man irgendwann erkennen, dass deren Erbgut sich seit über 60 Jahren im Kreis dreht und man im Grunde nicht mehr züchtet, sondern klont. Mit allen unschönen Nebenwirkungen auf  Gesundheit und Vitalität. Wer sich für diese Thematik näher interessiert, möge in den Links herumstöbern, das ganze Ausmaß der Inzucht hier beschreiben zu wollen, würde zu weit führen. Für mich persönlich ist der Weg der reinrassigen Kromfohrländerzucht nach 6 Würfen zu Ende. Statistisch gesehen liegt das Risiko eines  Kromfohrländers bei etwa 25%, von Geburt an oder im Lauf seines Lebens an einem Erbleiden zu erkranken. Die Verantwortung für dieses hohe Risiko kann und möchte ich nicht mehr tragen. Allen Züchtern, die noch mehr Hoffnung und Optimismus haben als ich und es mit aller Sorgfalt weiter versuchen, wünsche ich ehrlich und von Herzen gutes Gelingen und gesunden Nachwuchs.

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Ein paar Gedanken zum deutschen Rassezuchtverein der Kromfohrländer, der als Mutterverein für das Schicksal dieser Hunderasse zuständig ist, gehen mir in gewissen Abständen immer mal wieder durch den Kopf. Nach der Jahrtausendwende wurde sehr ehrlich über die gesundheitliche Problematik der Kromfohrländer diskutiert. Zusammengefasst wurde erkannt, dass dies auf die Inzucht zurückzuführen ist. Im Jahr 2006 stimmten die Vereinsmitglieder mehrheitlich für ein Einkreuzprojekt. Die, die dagegen waren, haben es leider erfolgreich verhindert. Die engagierten Leute, die den Mut gehabt hätten, es durchzuführen, haben irgendwann aufgegeben, den RZV verlassen und eigene Vereine gegründet. Was jammerschade ist, denn würden all die, die ihre Energie in diese Arbeit stecken, selbige bündeln und zusammenarbeiten, gäbe es nur Gewinner. In meiner kleinen Welt sähe das in etwa so aus:

Die große Familie

Wir, die Menschen, die sich in den Kromfohrländer verliebt haben, sind eine große Familie. Uns eint die Freude an oder die Sehnsucht nach diesem Hund.

Jeder, der gerne Gleichgesinnte um sich hat, tritt dem Rassezuchtverein der Kromfohrländer bei. Dort können wir uns austauschen, uns gegenseitig unterstützen, Rat suchen oder einfach nur auf Menschen treffen, die unsere Begeisterung verstehen und teilen. Schön ist das. Die meisten von uns freuen sich einfach an ihrem kleinen haarigen Freund und bekommen Freundschaft, Spaß, Rat und auch Hilfe, wenn es mal nicht so läuft. Wir gehen respektvoll miteinander um und können uns von Herzen mit anderen freuen, auch wenn sie einen Rauhaarvertreter bevorzugen und uns ein Glatthaarkromi viel besser gefällt und umgekehrt.

Ein kleiner Teil unserer Gemeinschaft geht einen Schritt weiter. Er engagiert sich aktiv in diesem Verein. Einige als Züchter dieser besonderen Hunde, andere als Vereinsfunktionäre und Verwalter des Erbes. Sie übernehmen damit eine große Verantwortung, denn in ihren Händen liegt das Schicksal dieser Rasse.

Diese Aufgaben sind meistens sinnstiftend, erfüllend und bereichernd. Manchmal sind sie aber auch anstrengend, frustrierend und wenig anerkannt. Aber es lohnt sich, denn alle haben ein gemeinsames Ziel: Diese besondere, liebenswerte Hunderasse zu fördern.

Leider gibt es nicht nur Freude mit unseren Hunden, sondern auch Sorgen. Gar nicht so wenige Hunde haben ein schwaches Wesen. Und es gibt gesundheitliche Probleme. Zu viele. Dieser Tatsache stellt sich unsere aktive Gruppe und kehrt sie nicht unter den Teppich, sondern sieht ihr mutig ins Auge. Die moderne Wissenschaft wird begrüßt und die rasante Entwicklung der Genforschung als wertvolles Werkzeug angenommen. Jede neue Untersuchungsmöglichkeit wird genutzt und findet Platz in der Zuchtlenkung, auch wenn es manchmal fast körperlich schmerzt. Um so wenige Hunde wie möglich aus der Zucht nehmen zu müssen, wird die Zuchtstrategie regelmäßig ohne Vorbehalt geprüft und der Situation angepasst. Unser Mutterverein, die FCI, stellt uns dafür einen guten Spielraum zur Verfügung.

Die reinrassige Zucht ist eine tragende Säule, Sie wird gehegt und gepflegt und die Züchter größtmöglich unterstützt .

Da manchmal keine verantwortungsvollen Verpaarungen mehr möglich sind, können sich die mutigsten Züchter einem Einkreuzprojekt zuwenden, das parallel zur Reinzucht als Registerzucht geführt wird. Dieses Projekt wird wissenschaftlich begleitet, züchterisch ebenso behandelt wie die Reinzucht und genauestens beobachtet. Ebenso ist es möglich, eine reinrassige Beobachtungslinie zu führen, bei der gesunde Hunde eingesetzt werden, die aus optischen Gründen nicht angekört wurden.

Jedem Züchter steht frei, welche Möglichkeit er wahrnimmt und man begegnet einander selbstverständlich auf Augenhöhe. Jeder unterstützt den anderen maximal, auch wenn er selbst den Weg des anderen nicht beschreiten möchte. Die Projekte laufen aus Sicherheitsgründen für eine geraume Zeit getrennt voneinander. So ist bei nicht zielführender Entwicklung kein Schaden für die ganze Rasse entstanden.

Die Welpenkäufer werden ehrlich beraten und über die jeweiligen Vor- und Nachteile aufgeklärt, ohne die jeweiligen Zuchtlinien zu werten, da alle einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Gesundheit unserer geliebten Kromis leisten.

Die Projekte sind auf Jahrzehnte ausgelegt und erfordern von allen aktiven Mitgliedern einen langen Atem und eine gewisse Risikobereitschaft. Lorbeeren gibt es hier keine zu holen, denn man weiß erst, ob Projekte gelungen sind, wenn man selbst womöglich schon längst nicht mehr mitmischt. Oder eine Strategie fehlschlägt und man sich ein Scheitern eingestehen muss. Auch das Beibehalten der Reinzucht erfordert großen Mut, denn jeder Züchter, der sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt, weiß um die großen gesundheitlichen Probleme. Trotzdem leisten alle einen wertvollen Beitrag, jeder auf seine Art. Darum wählen wir nur die umsichtigsten, verantwortungsvollsten, mutigsten und gleichzeitig bescheidensten aus unseren Reihen zu unseren Vorsitzenden, denn die halten das Schicksal unserer Rasse in der Hand.

Wir sind alle eine große Familie. Wir, die Menschen, die sich in den Kromfohrländer verliebt haben.

Hups, jetzt bin ich aufgewacht. Schade, es war so ein schöner Traum…

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